Minus neun Grad, das Material friert und ausströmendes Gas pfeift bei der kleinsten Unachtsamkeit durch die eisigen Dichtungen.
Wir befinden uns nicht mehr ganz im Schatten des eindrucksvollen Massivs aus Mönch, Jungfrau und der imposanten Eiger Nordwand, das am Horizont noch zu erkennen ist. Der Wind weht sanft über den See und lässt die Schneeflocken am Ufer tanzen. Eine glatte Schicht Eis überzieht die Stufen, welche ins klare Wasser führen.

Nachdem wir den gestrigen Nachmittag auf den Skiern oberhalb von Grindelwald verbrachten, sind am Samstag morgen um kurz nach neun Marianna und Tibor zu uns gestoßen. Ziel unserer beiden Tauchgänge an diesem Wochende soll die Bätterichquelle werden. Diese Höhle hatten wir bereits vor einigen Jahren unter kundiger Führung betauchten und wollten nun unsere ersten eigenständigen Flossenschläge ins dunkle Reich unter der Erde wagen. 

Übernachtet haben wir diesmal im Hotel Berghof Amaranth in Wilderswil, das ist in etwa 10 Minuten vom Tauchplatz entfernt. Leider kamen wir durch die Steigung und das Eis mit dem Anhänger nicht bis zum Hotel hoch und auch in Wilderswil und Interlaken war kein Parkplatz für den Anhänger mit den Tauchsachen zu finden. Deshalb hatten wir den Anhänger gleich am Tauchplatz abgestellt. Dafür gab es im Hotel einen Ski Raum, in dem auch unsere Trockis trocknen konnten. Generell hat uns das Hotel recht gut gefallen. Nicht sehr nobel, aber sehr nette Leute, reichlich Frühstück und eine gigantische Sicht auf Berg und See.

Tag 1: Bätterichquelle 

Am Samstag morgen sah die Planung vor, erst einmal einen Erkundungstauchgang zu machen und am Sonntag dann etwas tiefer einzudringen.
Um den ersten Tauchgang auch voll auskosten zu können, beschlossen wir im Anschluss an die Höhle noch etwas das Ufer in Richtung Westen zu erkunden.
  
Für den ersten Tauchgang nahmen wir eine Stage Nx32, eine völlig unnötige Stage Nx50 (irgendwie haben wir immer zu viel dabei, und das komischerweiße obwohl wir es vorher schon berechnet haben und somit wissen...) sowie das übliche Doppel 12, ebenfalls mit Nx32 gefüllt, mit. Da meine Heizungsdoppeldurchführung immer noch nicht geliefert wurde, habe ich 2 Einzeldurchführungen übereinander geschraubt. So konnte ich auch beide Heizungen parallel betreiben. Das Wasser hat zwar noch immer 7° C Celsius, aber gerade durch die recht frische Luft beim Zusammenbauen war ich über die zusätzliche Wärmequelle ganz dankbar. Da die Akkus über Nacht im Anhänger doch zu sehr abkühlten, haben wir sie vor dem Betrieb mit Knick-Wärmekissen wieder in den Temperaturbereich über 0° C gebracht.

Nach dem üblichen Checks ging es dann in Richtung Bätterich. Eine recht gute Beschreibung der Höhle gibt es auf der Seite cavediver.ch. Nach ein paar Minuten fanden wir den Höhleneingang. Vorschriftsmäßig markierten wir unser Eindringen mit einem Cookie und schon ging es hinab. In diesem ersten Tauchgang gewöhnten wir uns erst einmal wieder an das überdachte Tauchen und blubberten gemütlich bis zu dem Abgang in den Looping hinunter. Bei 35m stoppten wir, seufzten sehnsüchtig durch den Atemregler in die Tiefe und machten uns auf den Rückweg. Das Wasser in der Höhle war 1,5 ° C wärmer als im See.

Da wir uns gemütlich Zeit ließen waren wir 32 Minuten nach Eintauchen in die Höhle wieder am Ausgang. Deko war eigentlich keine geplant und auch der Computer zeigte nur ca. 12 Minuten "Sicherheitsstop". :-)
Nachdem wir das Material, das wir vor der Höhle deponiert hatten wieder aufgenommen hatten, ging es noch einen Kilometer in Richtung Westen auf ca. 12-15m Wassertiefe am Ufer entlang. Wir wollten gerade umdrehen, da stießen wir auch ein recht großes Wrack. Es muss sich wohl um einen recht primitiven Lastkahn gehandelt haben, der sicher auch nicht erst ein paar Jahre da unten liegt. Die einzelnen Planken waren schon sehr zersetzt. Das Wrack schätzen wir auf ca. 15-20m Länge und 3-4m Breite. Auf gängigen Webseiten haben wir leider keine Informationen dazu gefunden, vermutlich weil es nach unserer Schätzung in ungefährer Nähe zum Fähranleger liegt und dadurch von Land aus wahrscheinlich nicht ohne weiteres erreichbar ist.

Nach 130 Minuten war der Tauchgang dann leider auch schon wieder zu Ende. Inzwischen war die Temperatur auf -2 °C gestiegen und das Vereisen der Ausrüstung war kein Problem mehr. Bald war alles zusammengepackt und wir ließen den Tag im Restaurant Pizzaria Luna Picante in Wilderswil ausklingen.

Tag 2: Nochmal Bätterichquelle

Nachdem wir am ersten Tag doch noch etwas angespannt waren - immerhin waren wir seit gut einem halben Jahr nicht mehr in einer Höhle - sollte sich diese Anspannung heute etwas legen. Nach unserem Erkundungstauchgang gestern wussten wir in etwa was uns erwartet. 

Da im Tauchclub das Helium chronisch knapp ist, haben wir auch diesmal wieder nicht optimale Gase füllen können. Und tatsächlich fiel mir beim Gaswechsel auf, um wie viel einfacher Standardgase es einem machen - wenn man sie denn einsetzen kann. Nicht desto trotz haben wir mit leicht erhöhtem ppN2 unseren Tauchgang gemacht. Natürlich hatten wir dadurch ein etwas erhöhtes Risiko beim Passieren der tiefsten Stelle von etwa 47m, was wir aber akzeptierten.

Geplant war es, gemütlich 15 Minuten in die Höhle zu tauchen, dann max. 15 Minuten durch den Looping in den größeren Raum wieder auf zu steigen. Einmal in den weiter führenden Gang der Main-Line hinterher zu leuchten und dann binnen 15 Minuten zur Deko-Stage auf den 21m Stopp zurück zu kehren. Reichlich Zeit also für die paar hundert Meter. Und so genossen wir es, die bizarren Formationen und ausgespülten Stellen uns ausgiebig anzuschauen.

Ein kleiner Voupar ist mir dann doch beim Eintauchen passiert: Da wir nur insgesamt 27 Minuten Dekompressionszeit geplant hatten, haben wir das reichlich vorhandene Nx50 auch als Reisegas vom Einstieg bis zur Höhle genutzt. Eine signifikante CNS Belastung war nicht zu befürchten. Sobald wir in der Höhle die 21m Tiefe erreichen, wollte ich die Stage eigentlich wechseln. In der Bätterichquelle gibt es auf 21m sogar eine recht gute Stelle mit ausreichend Platz. Nur verpasste ich diese, als ich den Tauchgang führte, was mir erst auf 26m auffiel und nun zu einem recht schnellen Gaswechsel führte. Die Stages legten wir dann erst unten im Gang ab. 

Das war jetzt nicht tragisch, aber zeigt durchaus, dass Fehler passieren. Der weitere Tauchgang verlief allerdings plangemäß. Fast wehmütig drehten wir am geplanten Umkehrpunkt um und beeilten uns auf Tiefe um nicht unnötig Dekompressionszeit aufzubauen.

Nach 45 Minuten verließen wir die Höhle plangemäß und tauchten noch kurz in den kleinen Schacht der am Eingang senkrecht nach oben geht und ein paar kleine Lichtdurchlässe zum Seegrund hin aufweist. Sehr faszinierend, das grüne Licht durch die engen Spalten schimmern zu sehen...

Dann war es auch schon wieder so weit, dass wir uns auf den Rückweg machen mussten. Nach 91 Minuten erreichten wir den Eintieg und packten unsere Sachen für den Weg nach Hause.

Ein schönes Wochenende am Thuner See ist schon wieder vorbei und wir freuen uns schon auf das nächste mal. 


 

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